Bewusst-Sein

Lebenslauf doch einfach…

Was ist eigentlich ein „lückenloser“ Lebenslauf? Die Frage klingt leicht beantwortet, ist es aber aus meiner Sicht ganz und gar nicht. Lange Zeit forderte die Arbeitswelt und die Entscheider auf Unternehmensseite einen aalglatten, maximal produktiven beruflichen Lebenswandel. Aber war das wirklich immer so, oder unter Umständen nur eine Schönfärbung derer, die sich damit der Konfrontation mit ihrem außergewöhnlichen Lebenswandel entziehen wollten? Möglichst keine Experimente, möglichst kein Schritt außerhalb der Reihe, möglichst alles durch nette Zertifikate belegbar. Sollte der Anspruch trotzdem zutreffen, mal im Ernst werte Arbeitgeber dieser Welt, wollt ihr wirklich durchformatierte Studi-Marionetten, wie der Anspruch nach dem lückenlosen Lebenslauf es vermuten lässt?

Chris, #vogelfree Jünger der ersten Stunde, bloggt für euch in der Kategorie „#vogelfree Lifestyle – wie wir ticken, und warum!“ zum Ursprung der Bewegung, den Menschen hinter dem Vogelspirit und ihre Gedanken zum Erleben des Lebens als Abenteuer

Der äußere Anspruch, gefühlt. Abgesehen davon, dass es biologisch durchaus unrealistisch scheint, 31 Jahre Berufserfahrung in 30 Jahren Lebenszeit gesammelt zu haben, ist die Frage erlaubt ob die Fülle an theoretischem Basiswissen wirklich noch der aussagekräftigste Vergleichswert ist. Keine Frage ist ein Anspruch an grundlegendes Wissen notwendig, um überhaupt die Eignung für einen potentiellen Job zu erfüllen. Aber: Kompetenz lässt sich strukturiert recht zügig aufholen, soziale Werte, Lebensfreude- und erfahrung, Motivation und eine reflektierte Persönlichkeit im Vergleich dazu nur bedingt! Und genau dieser Mehrwert an Menschlichkeit, hat eine mindestens gleichwertige Stellung im Lebenslauf verdient, wie aufgehübschte Businesszertifikate in chronologischer Reihenfolge und dem geforderten .pdf Dateiformat. Also verkauft eure vermeintliche „Freizeitkompetenz“ oder ehrenamtliches Engagement nicht unter Wert, denn sie prägen euer menschliches Profil häufig eindrucksvoller als amtliche Dokumente mit ach so wichtigen Stempeln und unlesbaren Unterschriften von Dr. Dr. Prof. Mustermann.

Der innere Anspruch, gefühlt. Spätestens mit dem Tag des Schulabschlusses ist die erste Zutat im Leibgericht jedes Personalers, dem Lebenslauf (oder neudeutsch „civi“), vorzerkleinert und im vorgeheizten „Erfolgskochtopf“. Ab diesem Zeitpunkt gilt es, sich keinerlei Fehltritte auf dem einzig wahren Weg zum lückenlosen Lebenslauf zu erlauben. Im Ernst? Sehe ich anders! Erst durch den erfolgreichen Abschluss meiner Ausbildung zum technischen Zeichner, der Job bei dem ich bereits nach wenigen Monaten wusste das ich ihn niemals hauptberuflich ausüben wollte, wurde mir bewusst was es heißt Durchhaltevermögen zu leben. Heute ist dieser Posten, der vermeintlich keine berufliche Verbindung zu meinem nachfolgenden Positionen hat, häufig einer der greifbarsten Pluspunkte meines Profils. Obwohl mein Werdegang bis heute keinen klassischen Studienabschluss vorweist, sind leidenschaftliche Aktivitäten und daraus erlernte Werte bzw. ein vielfältiges Netzwerk ebenfalls keine klassischen, aber durchaus außergewöhnliche Argumente. Als ich vor 2 Monaten meinen Job nach 13 Jahren im gleichen Unternehmen und meine Wohnung ohne greifbare Nachfolger gekündigt habe, könnte man meinen, mein logischer Lebenslauf wäre komplett dahin. Falls du das gerade denkst, dann hinterfrage deine Gedanken kritisch und erzähle mir in den Kommentaren gerne warum du das so siehst. Die Argumente pro diesem konsequenten Cut mit 32 Jahren würden rückblickend einen separaten Blog oder kompletten Podcast füllen: Herunterfahren, Kopf frei kriegen, Blick „von Außen“ auf mich, Freilegen meiner persönlichen und beruflichen Pläne als auch Wünsche, Erfahrungen in einer anderen Unternehmung sammeln und Scheuklappen abzulegen, zeitlich ungezwungen Reisen um dabei Land und Mensch befreit kennen zu lernen, kostbare Zeit mit meinen Eltern und meiner Schwester zu verbringen, Bananenkuchen zu zelebrieren, kurzum: Mich finden und (er)leben! Keine Frage ist das nicht mein Lebensmodell auf Dauer, aber wenn man es so bezeichnen möchte eine unbezahlbare schöne Lücke im Lebenslauf…

Dein vogelfree Lebenslauf.

Unser vogelfree Logo beschreibt seit Tag 1 unsere Lebensphilosophie, die coole Vereinbarkeit von Freiheit („frei wie ein Vogel“) und Job (symbolisch Anzug)!

Betrachte dich als ein großes Ganzes, dein Profil als Summe deiner freiheitsliebenden Freizeit und beruflich, also fachlich erworbenen Kompetenzen. Nur als diese, ausgewogene Einheit, bist du 100% du und für jede Unternehmung ein Mehrwert. Und genau auf dieser Basis sollte auch dein Lebenslauf gestaltet sein. Präsentiere dich als Person die auch berufliche Freiheiten benötigt um sich voll entfalten und ihre Stärken ausspielen zu können. Die markantesten Pluspunkte deiner Persönlichkeit (sei es fachlich erworben oder leidenschaftlich erlebt) stellst du markant in den Kopf deines Lebenslaufes und wirbst damit authentisch für dich als ganzheitliche Person, die zumindest im Kopf nur bedingt zwischen „vor“, „während“ und „nach“ der Arbeitszeit unterscheidet. Der Mensch, nicht nur die Abschlüsse und Zertifikate, als Kapital, das ist dein Joker auf dem Weg in eine vogelfree Laufbahn.

Achtung! Diese Anleitung kann dich authentischer wirken lassen als dies jemals der Fall war. Wenn du damit nicht klarkommst, bist du weder vogelfree unterwegs, noch interessiert daran dies zu sein. Also be vogelfree und „Leb´s doch einfach!“

Chris

You Might Also Like

3 Comments

  • Reply
    Patrick
    8. Oktober 2018 at 16:38

    Hi Chris, auch hier mal wieder volle Zustimmung.
    Auch ich habe eine Berufsausbildung hinter mir – und darauffolgend ein paar Jahre in diesem Job – die mir gezeigt hat, dass sie in Zukunft keinen Platz mehr in meinem Leben finden wird. Erst dadurch habe ich den späten Entschluss zum Studium gefasst und dadurch einen Job gefunden, für den ich „morgens sehr gerne aufstehe“.

    Diese ganzen chronologischen Auflistungen, sowie Computerprogramme die ich bedienen kann, wurden in jedem einzelnen Vorstellungsgespräch quasi ignoriert. Die wirklichen Themen waren dann eher menschlich, z.b. der Entschluss zum Studium oder studienbegleitende Projekte, die zwei Jahre meine Freizeit in Anspruch genommen haben.

    Respekt für deinen Entschluss. Gerade nach 13 Jahren können sich die meisten Leute schon aus Gewohnheit gar nicht vorstellen zu kündigen – vor allem nicht „grundlos“ und ohne direkten Folgepläne.
    Hab ne schöne Zeit in deiner Selbstfindung. Ich bin gespannt auf das (Zwischen)Ergebnis.

    • Reply
      vogelfree
      8. Oktober 2018 at 17:49

      Hey Patrick, sehr angenehm zu lesen das du meine vogelfree Lebenslauf These aus eigener Erfahrung bestätigen kannst. Jetzt wird natürlich die Kunst unserer „Bewegung“ sein, die teils immer noch engstirnigen Personaler dieser Welt von diesem neuen Blickwinkel zu überzeugen. Zum einen menschlich, zum anderen technisch. Zugegeben ist es natürlich noch fragwürdig, wie ein Unternehmen mit x-hundert Bewerbern auf eine spannende Stelle, die zwischenmenschlichen Potentiale herauslesen und in die Bewertung einfließen lassen wird. Aber hier lässt sich der Ball im ersten Moment auch gut an uns zurück spielen. Die Kunst wird sein, seinen Lebenslauf kreativ und möglichst aussagekräftig aufzubauen. Ich meine damit nicht sich selbst möglichst schön zu reden, sondern das Profil kompakt und trotzdem nachvollziehbar zu schärfen! 😉

  • Reply
    Fabian Römer – L_BENSLAUF – vogelfree.de
    21. Mai 2019 at 19:58

    […] diesem Sinne erspare ich mir heute philosophische Ansätze aus der eigenen Feder und kopiere euch mit pseudo redaktionellem Tiefgang meine favorisierte Passage des […]

Leave a Reply